Wenn ich mich zurückerinnere an meinen ersten Tangoworkshop 1996 – so war ich dort mit meiner damaligen Freundin. Und da uns lediglich Figuren beigebracht wurden (glaube ca. 15 Stück an einem Wochenende, und es war uns immer noch nicht genug, wir kamen ja vom Standard …), war an Partnerwechsel nicht zu denken. Wir hatten natürlich Mühe uns das alles zu merken – ehrlich gesagt weiß ich bis auf nebulöse Bewegungen Nichts mehr davon.
Dann in den weiteren Kursen war auch nicht an Tanzen mit anderen Partnern zu denken. Bis ich schließlich bei einem Kurs in einer Tanzschule in Hamburg auch mit einer anderen Frau als meiner Partnerin tanzen sollte – und ich hinterher klitschnass geschwitzt war wegen der körperlichen Nähe. Für mich als Nerd war das Streß pur. Später kam ich auch zu Marie-Paule Renaud in den Unterricht. Ihr Unterrichtskonzept sah sowohl Partner als auch Rollenwechsel vor. Speziell der Rollenwechsel erhöht aus meiner Sicht besonders gut das Verständnis für die Wichtigkeit der jeweils anderen Rolle. Ob ein Rollenwechsel auch immer in der gleichen Stunde passieren muss lasse ich hier einmal offen.
Jedenfalls gibt es sehr unterschiedliche Meinungen auch was den Partnerwechsel im Unterricht angeht. Sowohl Frauen als auch Männer, Führende und Folgende sind sich nicht einig ob es besser ist Partner zu wechseln oder nicht. Ich denke das hängt auch vielfach mit der Persönlichkeit und der Motivation Tango zu tanzen zusammen. Menschen die eher introvertiert sind und eher ihre Sicherheit aus einem ihnen bekannten Menschen holen, Menschen die zum Tango kommen um einer Person näher zu kommen, werden eher nicht wechseln wollen. Andere die darauf aus sind andere Menschen kennenzulernen oder denen es darum geht möglichst flexibel beim Tanzen zu werden, für diese scheint es einfacher zu sein zu wechseln.
Jemand sagte einmal: „Ich gehe nicht zu professionellen argentinischen Tänzern(Lehrern) – die wollen nur Geld verdienen indem sie die TänzerInnnen in den Kursen wechseln lassen!“
Das Wechseln in Kursen ist in Südamerika/Argentinien/Buenos Aires meist normal. Das hängt damit zusammen, dass Kurse, Praktikas und Workshops vielfach alleine besucht werden können. Und in diesem Falle ist Wechseln notwendig, um ein eventuelles Ungleichgewicht bei Folgenden und Führenden halbwegs abzufedern und alle TeilnehmerInnen zum Tanzen zu bekommen.
Dort ist es also eher aus der Notwendigkeit geboren. Ob es auch richtig wäre zu wechseln, wenn nur Paare zu den Kursen etc. zugelassen würden, ist bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt. Generell kann ich denke feststellen, dass in den (deutschen) Kursen eher Paare gefragt sind sich anzumelden. Vermutlich aus mereren Gründen. Die Tanzlehrer müssen sich nicht darum kümmern, dass ein ausgeglichenes Folgenden/Führendenverhältnis herrscht. Es ist also weniger Aufwand. Außerdem brauchen sie sich nicht damit zu beschäftigen, wie sie damit umgehen wenn einige Paare sich weigern zu wechseln, was ja auch manche versuchen. Ein weiterer Punkt ist die weniger notwendige Beschäftigung mit den Eigenheiten einzelner TänzerInnen, weil diese ja jeweils nur auf den eigenen Partner losgelassen werden. Da können Besonderheiten bei der Führung und Kommunikation schon einmal unberücksichtigt werden.
Damit sind wir auch bei dem Hauptargument für Partnerwechsel. Erst ein Partnerwechsel macht klar, wie eine „universelle“ Sprache funktioniert. Wenn ich meine Sprache lerne um nur mit einer Person zu sprechen kann ich meinen eigenen geheimen Akzent erarbeiten den Niemand anderer versteht – was mich dann aber auch davon abhält überhaupt mit anderen Menschen reden zu können.
Daher bin ich immer dafür auch mit anderen Menschen im Kurs zu lernen als nur mit meinem Tanzpartner/Tanzpartnerin. Weil sonst stehe ich nachher auf der Milonga und versuche einen Schritt mit einer anderen Person – und er/sie versteht einfach nicht warum ich ihm/ihr auf die dritte Rippe von links drücke was bei meinem Tanzpartner/Tanzpartnerin immer das Zeichen für einen Ocho ist – aber hier dann leider nicht funktioniert …
Viel Spaß beim Tanzen 🙂