Eine ReiseNotiz aus Buenos Aires (Holger)

Ein ganz normaler Morgen in Buenos Aires.

Ich wache um 11:00 auf und bin noch etwas müde, vermutlich weil ich erst um 3:30 ins Bett gegangen bin (im Vergleich zu anderen Tagen kann man das auch als schon bezeichnen). Runter ins Tanzzimmer, paar Minuten TaiChi und etwas Meditation. Dann unter die Dusche, immer schön darauf achten dass die beiden improvisierten Duschvorhänge schließen, sonst steht hinterher das Badezimmer unter Wasser. Das Badehandtuch hänge ich über den Ventilator. Da dieser den ganzen Tag läuft meine Klimaanlage aber nicht ist immer alles nach ein paar Stunden trocken – schon ziemlich praktisch. Ans Schlafen bei 30Grad+ habe ich mich schon lange gewöhnt.

Sachen für den Tag zusammensuchen. Praktisch ist, dass ich mich immer nur zwischen TShirt mit kurzen Armen oder ärmellosem Shirt entscheiden muss – je nachdem ob es über oder unter 33Grad ist. Sonst stehen 3 kurze Hosen und Sandalen zur Verfügung.

Kurz in die Küche und etwas Obst essen oder zumindest einpacken. Wenn ich viel Zeit habe gibt es auch mal Haferflocken mit crema de leche (Sahne, allerdings ist die hier so fest wie Streichkäse). Der Zettel am Küchenfenster mit der Warnung der Hausmanagerin dieses nicht zu öffnen ist mittlerweile verschwunden. Das Fenster ist genau wie das ganze Haus um 1900 gebaut worden und daher etwas diffizil zu bedienen (es hängt nur an einem Scharnier). Das hielt die chicos (Jungs, ich zähle auch dazu da ich in dem entsprechenden Flügel der Wohnung wohne) aber nicht davon ab es zu benutzen.

Auf dem Weg nach draußen brauche ich den historischen Fahrstuhl nicht zu benutzen, ich wohne im ersten Stock. Der Fahrstuhl besitzt zwei Schiebegittertüren die sobald sie nicht geschlossen sind den Fahrstuhl zum Stillstand bringen. Das funktioniert sowohl bei der inneren die an der Kabine angebracht ist als auch bei der äußeren die ins Treppenhaus führt – alles schon ausprobiert. Unten angekommen sitzt dort wieder mein Nachbar mit einem Bein und begrüßt mich freundlich. Ich reiche ihm eine viertel pelón (Nektarine, ist neben palta (Avocado) und banana (die Übersetzung spar ich mir) meine Hauptnahrungsquelle) und gehe 3 cuadras (1 Häuserblock von ca 100m x 100m) nach Norden und 2 nach Westen um zur subte (UBahn) zu kommen. Am Eingang der Subte kann ich schon sehen „todas las lineas funcionan con normalidad“ läuft da vorbei als Leuchtbuchstaben, alles ok, alle Bahnen fahren. Ich lege meine Karte auf den Kartenleser und gehe durch das Drehkreuz. Die Fahrt kostet 7,50 Pesos (umgerechnet ca. 30Cent). Eine Frau mit Kinderwagen ruft mich kurz und ich öffne die „Nottür“ damit sie mit ihrem Kinderwagen nicht durch das Drehkreuz muss. Natürlich bezahlt sie nicht beim Kartenleser. Der Bahnbedienstete der gerade vorbeikommt nickt nur kurz als Dank.

Unten in der UBahn sieht man durch Gitterschächte die unmittelbar über den Gleisen verlaufen die Sonne, manchmal verdunkelt sie sich wenn ein Auto über den 2x6m großen Schacht fährt. Die U-Bahn ist nur durch eine dünne Betondecke die von Stahlträgern gehalten wird von der Straße getrennt. Sie verläuft ca 7m unter der Straße.

Ob man mit einer alten UBahn fährt (ohne Klimaanlage, dafür mit offenen Fenstern durch die man bei der Fahrt die Tunnelwände berühren kann) oder einer neuen UBahn (bei der die Klimaanlage ständig läuft) fährt, ist Zufall. Als die UBahn einfährt hört man schon Gitarrenmusik. Es ist mal wieder ein Musiker in der Bahn. Dieses mal wieder der Blinde der absolut genial spielt. Er merkt ja auch nicht wenn man ihm etwas in den Beutel tut der vor seinem Lautsprecher hängt. Und es würde ihm niemals Jemand etwas dort herausnehmen – nehme ich an. Es gibt auch ganze Bands oder Geschichtenerzähler in den Bahnen. Regelmäßig preisen auch Verkäufer niedrigpreisige Waren an (Folien, Stifte, Spiegel etc). Oder sie legen diese einfach den Fahrgästen in einem Wagen auf den Schoß und sammeln sie danach wieder ein wenn sie nicht gewünscht werden.

Wenn es mal etwas enger wird in der Bahn achten alle möglichst genau darauf niemanden zu berühren. Viel Unterhaltung findet sowieso nicht statt. Alle sind sehr darauf bedacht Abstand zu halten.

3 Stationen weiter steige ich aus. Ich versuche so schnell wie möglich zur Rolltreppe zu kommen, denn ich weiß: es passiert unausweichlich. Grundsätzlich stehen rechts alle auf der Rolltreppe (wie mittlerweile in Deutschland). Links gehen immer 2-3 Leute die Treppe herauf und der 4. oder die 5. bleibt stehen und links geht auch nix mehr. Dann warte ich eben bis die Rolltreppe ihre Dienste erledigt hat.

Es gibt nicht sooo viele Menschen die hier mit dem Smartphone vor der Nase herumlaufen auf offener Straße. Das kann mehrere Gründe haben. Erst einmal sind die Bürgersteige recht abenteuerlich. Die Grundausstattung eines Bürgersteiges sieht Stein oder Betonplatten vor. Wenn dann aber der Bürgersteig aus irgendeinem Grund geöffnet werden muss werden diese Platten zerstört und durch eine Schicht Beton ersetzt. Das kann je nachdem wie es ausgeführt wird schon einmal ziemlich interessant aussehen. Ganz abgesehen davon, dass in fast allen dieser Betonschichten Fußabdrücke von Hunden (oder nennt man das Pfotenabdrücke) zu entdecken sind. Absenkungen von Platten gibt es auch haufenweise oder die Löcher werden einfach gar nicht geschlossen.

Ein weiterer Grund für weniger Handynutzung kann in den vielen Hunden liegen, von denen einige dann auch die seltene Unachtsamkeit ihrer Besitzer für ein schnelles Geschäft nutzen…

5 cuadras weiter bin ich bei dni angekommen, reiche Lucia oder Raini (je nachdem wer gerade an der Rezeption sitzt) meine Karte und lasse mich für eine Gruppenklasse registrieren. Der Tangotag kann beginnen 🙂