Warum ich so tanze wie ich tanze – eine Selbsteinschätzung
Wenn jemand anfängt zu tanzen und vielleicht sogar Tango zu tanzen, sind die Motive sehr unterschiedlich. Was meist mehr zufällig ist, ist die Lehrerwahl – zumindest am Anfang. Die geografische Lage ist hierfür oft das erste ausschlaggebende Kriterium. So wie ich zu einem Supermarkt oder Bioladen – je nachdem was „man“ favorisiert – in der Nähe fahre um einzukaufen. Warum soll ich weit fahren, wenn das Angebot das gleiche ist? Es kommen also in erster Linie quantifizierbare Kriterien wie Zeit und Geld zum tragen.
Für mich wird es interessant, wenn zu den vorgenannten Gründen auch andere Kriterien in die Wahl einer Schule, eines Lehrers einbezogen werden. Warum werden welche Lehrer gewählt? Ist es weiterhin die Schule in der Nähe? Oder das günstigste Angebot in der Stadt? Jemand der das Auge anspricht, ein Showtänzer oder Tanzpaar? Eine Schule die einen bestimmten Ruf hat? Jemand dessen Tanzstil man mag? Oder ist es eine persönliche Freundschaft? All dieses und noch viel mehr können Gründe für die Wahl einer Schule oder eines Lehrers sein.
Jeder Mensch nimmt die Welt über seine Sinne wahr. Und genau diese Wahrnehmungen sind die Basis der Erinnerungen, Gefühle und Handlungen eines jeden. Es gibt 5 Sinne über die Menschen die Welt wahrnehmen (die sog. Wahrnehmungskanäle). Im NLP (Neurolinguistisches Programmieren) wird vom VAKOG-Modell gesprochen: visuell (Sehen), auditiv (Hören), kinästhetisch (Fühlen), olfaktorisch (Riechen), gustatorisch (Schmecken). Die meisten Menschen haben ein oder zwei bevorzugte Sinne. Diese bevorzugten Sinne werden also primär genutzt, um die Umgebung wahrzunehmen, sich Ereignisse zu merken und daraus Handlungen abzuleiten. Ein Großteil der Menschen nutzt bevorzugt das Sehen. Ein kleinerer Teil nutzt primär das Gehör oder den Tastsinn. Ganz wenige Menschen nutzen primär den Geruchs- oder Geschmacksinn.
Es gibt unterschiedliche Methoden, um für sich selbst die bevorzugten Sinne zu analysieren. Eine sehr einfache Methode ist die Beobachtung von sich selbst und dem was mich umgibt. Ich brauche mir z.B. nur anzuschauen wie ich mich und meine Umgebung optisch gestalte. Diese Website ist ein sehr klares Beispiel: sie ist sehr nüchtern gehalten und optisch ganz bestimmt keine Meisterleistung. Außerdem unterrichte ich gerne in T-Shirt und Turnschuhen. Beides Hinweise darauf, dass ich bestimmt kein Mensch bin, der sehr stark auf den Sehsinn fixiert ist. Ein weiterer Punkt für mich ist, dass ich beim Tanzen immer darauf achte wie die Musik strukturiert ist, welche Instrumente und Feinheiten vorhanden sind, was für die Nutzung des Gehörs als wichtigem Wahrnehmungskanal sprechen würde. Zu guter Letzt achte ich immer darauf, dass das Gefühl im Tanzpaar für beide Seiten möglichst gut ist, was auf die Nutzung des Tastsinns als wichtig hindeutet.
Genau diese Beobachtung kann jeder für sich selbst anstellen. Wie sieht eure Umgebung aus? Und auch ein Kriterium: was spricht euch bei euren Tanzlehrern an? Ist es die Bewegung? Das Aussehen? Die Musikalität? Meist ist es ein Gesamtbild. Und auch eine schöne und flüssige Bewegung, die eigentlich den kinästetischen (Berührung etc.) Sinn anspricht, kann für Menschen mit favorisiertem Sehsinn ansprechend sein.
Solltet ihr euch mit diesen Ideen, diesem Modell der Wahrnehmung weiter beschäftigen, kann es sein dass ihr aufmerksamer werdet. Aufmerksamer gegenüber euch, gegenüber anderen Menschen. Vielleicht auch gegenüber eurem Tanzen. Eine Frage die ihr euch stellen könnt: fühlt ihr euch wohl bei euren Lehrern? Regt der Unterricht eure Sinne an? Wenn ja ist es gut. Denn Tango ist ein Tanz Sinne, er kann alle Sinne ansprechen … 😉
