Gibt es einen Tangogrundschritt?

Menschen die Tango lernen möchten, suchen sich am Anfang erst einmal gerne eine Schule die möglichst in der Nähe liegt, der Zeitpunkt des Kurses muss passen.  Manchmal ist der Preis auch noch ein Kriterium. Das sind i.d.R. die Hauptkriterien zu Beginn. Zu diesem Zeitpunkt hat man keine weiteren Erfahrungen über Tangostile, Art des Unterrichtes der konkreten Schule etc.

Man geht also zum Unterricht und denkt, das was dort unterrichtet wird ist Tango. Und das ist es auch, denn Tango ist ein sehr weiter Begriff mit vielen verschiedenen Stilen.

Und manche Tangolehrer unterrichten einen Tangogrundschritt, meist bezeichnet als Base 1 oder Base 2 – je nachdem welche Variante getanzt wird. Darauf aufbauend werden dann manchmal die Schritte dieser Basisfigur durchnummeriert und ab einer bestimmten Nummer Variationen eingeführt.

Eine Lehrerin aus Buenos Aires, die ich sehr schätze, hat dieses System im Februar diesen Jahres einmal als „historisches System“ bezeichnet. Sie sieht es als überholt an. Doch ist es das?

Menschen lernen unterschiedlich. Manche Menschen mögen die Flexibilität des Tangos – so wie ich (Holger). Mein Ziel war am Anfang auch viele viele Figurenketten zu lernen und diese dann abzuspulen – genauso wie in den meisten anderen Tänzen auch. Doch Tango ist anders, Tango lebt von der Improvisation. Und Improvisation passt für Menschen wie mich – die sich zwar gerne Figurenketten merken möchten, aber einfach viel zu flexibel sind um zweimal exakt das Gleiche zu tanzen – nicht zu einem Grundschritt.

Doch nicht alle Menschen lernen so wie ich. Ich lerne durch ein paar Grundregeln und teste diese Regeln aus, modifiziere sie, weite sie aus oder schreibe sie um oder neu. Andere Menschen lernen durch vorgegebene Strukturen und modifizieren diese dann, wenn in der nächsten Stunde eine neue Idee eingebracht wird.

Daher kann auch das Lernen von Grundschritten und Figurenketten für manche Menschen hilfreich sein. Abgesehen davon, dass viele internationale Lehrer auch immer mal wieder die Begriffe Base 1 und Base 2 in den Raum werfen und dies vielfach als „Grundwissen“ vorausgesetzt wird. Das ist dann aber auch schon  alles. Alles andere ist nämlich Improvisation.

Der Punkt den ich anbringen möchte beim Unterrichten von Figurenketten ist folgender. Diese ist nicht der Selbstzweck. Der Zweck eines Unterrichtes sollte immer sein, das was dort unterrichtet wird auch zu verstehen auf Basis der Kommunikation im Paar und im Zusammenhang zur Musik. Es sollte also keine Figurenkette einfach nur auswendig gelernt werden, sondern auch die einzelnen Parameter für eine klare Kommunikation im Paar vermittelt werden, nur dann ist es möglich aus dieser Figur auszubrechen und flexibel einen Tanz zu gestalten.