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Der kleine Unterschied
Wer hat Recht: die Schüler oder die Lehrer beim Tango? Ich denke, es hat jeder Recht. Weil jeder in seiner eigenen Welt lebt. Denn in dieser einen Welt stimmt für ihn/sie genau das, was er/sie denkt. Worauf jemand achtet, was jeder von uns wahrnimmt. So lange bis eine andere Sichtweise daherkommt und den eigenen Horizont erweitert. Ich könnte auch sagen: So lange ich Scheuklappen aufhabe, denke ich, dass die Welt ein langer Tunnel ist. Sobald mir diese abgenommen werden, erweitert sich mein Blickfeld und ich sehe die Welt anders.
Und warum diese Frage? Weil ich unterschiedliche Sichtweisen von Schülern und Lehrern zu dem Tangostil höre, den wir tanzen und unterrichten. Die Basis wurde von dni entwickelt – einer Tangoschule in Buenos Aires die aufgrund Corona mittlerweile geschlossen ist. Dieser Stil verbreitete sich bis zum Ausbruch von Corona bereits über mehrere Jahre in Buenos Aires und zog von dort Kreise in andere Länder und weitere Kontinente. Und genau dazu gibt es von vielen Lehrern, die sowohl den Unterricht von dni oder auch unseren Unterricht miterlebt haben, eine sehr einhellige Meinung. Im Grunde ist das, was dort unterrichtet wird, auch nicht anders als das, was sie selbst kennen und tanzen.
Interessanterweise sehen Schüler das komplett anders. Es kommt wirklich häufig die Frage: „Das was ihr macht ist so anders als das was wir bei anderen Lehrern lernen, was ist denn jetzt richtig?“ Es gibt kein Richtig oder Falsch. Ihr müsst selbst entscheiden, was für euch richtig ist. Wir entscheiden uns immer für das, was sich gut für uns selbst anfühlt, logisch erscheint, sich gut für den Partner anfühlt. Was dabei herauskommt, ist meist etwas, das sehr ökonomisch ist und auf biomechanischen Prinzipien basiert.
Warum dann die Aussage vieler Lehrer, dass es das Gleiche ist, was sie selbst kennen? Weil es der Stil ist, den die meisten Menschen irgendwann anfangen zu tanzen, wenn sie nur genug tanzen. Es ist die logische Schlussfolgerung, um schön (Achtung: subjektive Wahrnehmung) und entspannt tanzen zu können. Der wesentliche Unterschied, den ich hier sehe, ist: viele unterrichten einfach so wie sie selbst unterrichtet wurden. Und das ist der Weg über eine vielfache Wiederholung, den Körper selbst die beste Variante finden zu lassen. Ich mag den Unterricht vieler Lehrer. Es gibt tolle Klassen zu Figuren, Musikalität, Haltung und anderen tangospezifischen Punkten. Eine Herausforderung ist, dass Menschen die NICHT viel tanzen, immer auf dem Weg bleiben der ihnen beigebracht wurde. Sie bleiben in den Figuren und Mustern gefangen, die sie gelernt haben. Die meisten Menschen tanzen nicht genug, um den Weg selbst zu finden, den Weg den ihre Lehrer unbewusst gegangen sind, um nach vielen Jahren des Tanzes zu einer guten und angenehmen Verbindung für beide Seiten zu kommen.
Unser Weg ist, diesen Suchenden durch viele Übungen genau die Punkte zu zeigen, die bei jedem anders und doch immer wieder gleich sind. Das worauf wir im Detail eingehen, ist die explizite Verbindung im Paar. Die Ausrichtung des Körpers zum Partner, die Ausrichtung einzelner Gelenke zueinander. Einzelne Entspannungen oder Anspannungen im Muskelapparat. Das ist unser Schwerpunkt. Und daran möchten wir uns messen lassen. Weil das die Abkürzung zu einem intensiveren Tangogefühl ist.